PHPGangsta - Der praktische PHP Blog

Der schon letzte Tag der International PHP Conference bricht an. Direkt der erste Slot um 9:00 Uhr war ein lang erwarteter: Nachdem ich den Vortrag auf der Unconference in Hamburg nicht gesehen habe ging mein erster Weg zu Nils Langner und Mike Lohmann und ihrem Vortrag „Redaktionelle Hochlastwebseiten am Beispiel von stern.de“. Vor allem die Zahlen waren für mich interessant, die eingesetzten Caching-Techniken (HTTP Accelerator, Bytecode Cache, Memcached) und Auswirkungen waren bereits gut bekannt. Edge Side Includes (ESI) könnte man sich mal im Detail noch näher anschauen, mit seinen Vor- und Nachteilen, Nils hatte ja bereits ein wenig dazu in seinem Blog angerissen, aber eigene Praxis ist immer besser als Theorie. Fazit: Auch Gruner kocht nur mit Wasser, gelungener Vortrag!

In seinem Talk „This Way or the other Way?“ ist Stefan Priebsch auf A/B Testing bzw. Multivarianten Tests eingegangen, der neue Begriff „Experiment Driven Development“ kommt langsam ans Tageslicht. Mit Codebeispielen (die er noch hochladen wollte 😉 ) wurde gezeigt wie man Experimente einbauen, definieren, aktivieren und auswerten könnte. Ob eine Änderung bzw. ein neues Features gut oder schlecht ankommt kann man nur in der Praxis bei den Usern herausfinden, das kann niemand voraussagen. Deshalb schaltet man neue Experimente für eine Untermenge der Benutzerschaft frei und schaut sich an was passiert. Ein Experiment ist in diesem Fall nur eine oder ein Satz von ausgetauschten Klassen mit den neuen Funktionalitäten. Der User sollte dann natürlich beim nächsten Request immer noch dieses Experiment sehen, man muss sich also mindestens in der Session merken wie die Konstellation für den User aussieht.

Die Keynote vor dem Mittagessen hätte man sich auch fast sparen können. Vorn auf der Bühne stand Dr. Matt Wood, ein Evangelist von Amazon über „Cloud by Example“. In rasendem Tempo erzählte er was Amazon mit seinen Amazon Web Services (AWS) so anbietet, welche Firmen AWS nutzen, welche Features sie nutzen und wie erfolgreich die sind und so weiter. Für mich deutlich zu viel Eigenwerbung und zu wenig Details. Da jeder Entwickler weiß was Amazon mit seiner Cloud so treibt wäre es angebrachter gewesen etwas in die Tiefe zu gehen und nicht nur an der Oberfläche zu kratzen. Nicht wenige haben den Vortrag frühzeitig verlassen und sind zum Mittagessen gegangen.

Keine Ahnung welcher Vortrag nach dem Mittagessen überlaufen war, aber in der Session von Philipp Strube „Behind the Scenes: about the Challenges in building a reliable and scalable PaaS Solution“ saßen wir zu viert im Saal und haben cloudControl näher kennengelernt. Ohne großes Vorgeplänkel ging es direkt zur Sache: In der Konsole wurde eine Applikation angelegt, Code gepusht und deployed, geändert, nochmal deployed usw. Innerhalb weniger Sekunden war alles Online in der Cloud. Interessante Antworten gab es auf die Rückfragen zu PHP-Versionen, Addons, Autoscaling, Ausblicke auf neue Features zum Maintenance-Mode, verkürzten Downtimes beim Deployment usw. Da ich cloudControl von der Benutzung schon kannte waren eher die neuen Features interessant und auch die Abgrenzung zu anderen PaaS Anbietern, denn jeder arbeitet etwas anders. Schade dass so wenige da waren cloudControl kennenzulernen.

In der Pause bin ich zum ersten Mal einen Quadrocopter, eine AR.Drone geflogen. Vielen Dank cloudControl für diese Möglichkeit! Hier ein Video wo jemand anderes fliegt: http://yfrog.com/0dwmcz

Im vorletzten Slot der Konferenz hat ImmobilienScout24 von den Leiden und Erlebnissen berichtet, eine Applikation auszurollen auf die Live-Server. „Der steinige Weg zum Continuous Live Deployment“. 2007 waren es glaube ich 6 Deployments pro Jahr (!), was natürlich viel zu wenig ist, aber durch viel manuelle Arbeit und jedes Mal natürlich große Feature-Änderungen war das immer ein Höllenritt. Durch kontinuierliche Verkürzungen und Verbesserungen ging man über in einen 4 Wochen Rhythmus, dann 3 Wochen, und mittlerweile ist man in 2011 bei einem wöchentlichen Rollout angelangt. Es gab natürlich Probleme sowohl technischer als auch organisatorischer Art die es zu bewältigen gab, aber es hat sich gelohnt und man versucht weiter diese Zeit zu verringern, wahrscheinlich bis auf 2 Tage. Interessanter Talk wenn man selbst auch ein großes Projekt hat das unter einem zu aufwändigen manuellen Rollout-Prozess leidet.

In der letzten Session habe ich nochmal Stefan Priebsch gelauscht zum Thema „Change is inevitable (except from a vending Machine)“. Dabei ging es darum dass Änderungen der Benutzer sowohl mitgeloggt als auch nachvollzogen werden sollen. Wenn Bob also 3 Mal seine E-Mail-Adresse im Profil der Anwendung ändert möchte man das irgendwie noch in einer History verfügbar haben. Dazu hat Stefan einige Lösungen vorgestellt wie man diese Änderungen zeitlich festhalten kann und auch den Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt abfragen kann. Ich weiß aber ehrlich gesagt noch nicht ob ich die komplette Historie jedes Objekte oder Attributes immer mit rumschleppen möchte, ich glaube eine sinnvolle Speicherung des „Audit Logs“ in eine Datenbank macht mehr Sinn, die man dann später im Falle eines Falles befragen kann, denn sehr wahrscheinlich interessiert die aktuelle Anwendung die dritt-letzte E-Mail-Adresse von vor 3 Jahren nicht. Trotzdem ein sehr gut gemachter Vortrag.

Zu schnell vorbei ist die Konferenz, ich bin bereits wieder zuhause, bearbeite einige E-Mails und publiziere noch diesen Artikel, dann werde ich ins Bett fallen. Dank auch hier nochmal an die Organisatoren, Sponsoren, Speaker, Catering und alle Teilnehmer, es waren 3 tolle Tage mit vielen neuen Ideen und neuen Kontakten. Ich sehe mal davon ab hier Namen aufzuzählen, ich würde eh die meisten vergessen, es waren zu viele.

Am Freitag morgen wird es hier eine Linkliste der Präsentationen geben, dann braucht ihr nicht selbst suchen. Aber jetzt bin ich zu müde dafür 😉 Gute Nacht.